13 von 18 Branchen im FTSE 100 tragen stark zum Biodiversitätsverlust bei – Investoren können Risiken durch MSA-Metrik besser bewerten

13 von 18 Branchen im FTSE 100 tragen stark zum Biodiversitätsverlust bei – Investoren können Risiken durch MSA-Metrik besser bewerten

Munich, Germany,

Caroline Le Meaux, Global Head of ESG Research, Engagement and Voting am Amundi Investment Institute, und ihr Team arbeiten zum Thema Biodiversität. In ihrem neuesten Research Paper betrachten sie die Aussagekraft der MSA Metrik als Möglichkeit für Investoren, die Zerstörung von Biodiversität durch Unternehmen und ganzen Branchen einzuordnen, um ihre Investments danach auszurichten und Risiken zu minimieren. Wir haben für Sie eine Zusammenfassung erstellt und wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.

 

Mean Species Abundance (MSA) ist eine Metrik zur Messung des Einflusses von Unternehmen und ganzer Branchen auf die biologische Vielfalt. Abgesehen von der besorgniserregenden Lage für Klima und Umwelt machen sich Investoren immer mehr Sorgen darüber, dass einige Branchen und Unternehmen massiv zum Verlust der biologischen Vielfalt beitragen oder diesem ausgesetzt sind. Für Investoren wird es immer wichtiger, die Auswirkungen und die Abhängigkeit von Unternehmen von der biologischen Vielfalt verlässlich beurteilen zu können, um ihre Investitionen auf die Erhaltung der Biodiversität auszurichten und damit auch ihre Risiken in diesem Punkt zu minimieren und ihren Investmentzielen gerecht zu werden.

50 % des globalen BIP sind von Biodiversität abhängig

Nach Angaben der Finanzinitiative des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP-FI) sind 13 der 18 Sektoren, aus denen sich der FTSE 100 zusammensetzt – und die eine Marktkapitalisierung von 1,6 Billionen US-Dollar repräsentieren – mit Produktionsprozessen verbunden, die eine hohe oder sehr hohe materielle Abhängigkeit von der Natur aufweisen. Darüber hinaus sind gemäß World Economic Forum schätzungsweise über 50 % des globalen BIP mäßig oder stark von der Natur abhängig.

Die Auswirkungen von Unternehmen auf die biologische Vielfalt sind weitreichend. Eine Pilotstudie der Finance for Biodiversity Foundation ergab, dass die 250 wichtigsten Unternehmen im MSCI World Index potenziell für 73 % des Verlusts an biologischer Vielfalt verantwortlich sind – den gesamten Index betreffend. Das ist auf fünf Hauptfaktoren zurückzuführen: Klimawandel, exzessive Nutzung von Böden, Nutzung und Ausbeutung natürlicher Ressourcen, Verschmutzung und invasive Arten, die andere ursprüngliche Arten verdrängen.

Zwar gibt es noch keine spezifischen Zielvorgaben für MSA-Werte für Unternehmen, sie sind aber hilfreich, um die vielschichtigen Facetten des Biodiversitäts-Fußabdrucks zu verstehen. Auf Portfolioebene würde ein besserer MSA-Wert Investitionen in Aktivitäten mit geringeren negativen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt widerspiegeln und kann daher bei der Portfoliokonstruktion zu diesem Zweck verwendet werden.

Bis heute gibt es erhebliche Hürden für eine wirksame Berichterstattung über die biologische Vielfalt, z. B. die schwierige Datenerfassung oder fehlende Standards für das Reporting. Diese Komplexität sollte jedoch keine Entschuldigung für Untätigkeit sein. Die Arbeiten zu diesem Thema schreiten zügig voran: Die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) bietet beispielsweise Leitlinien an, und die Global Reporting Initiative (GRI) hat ihren Biodiversitätsstandard veröffentlicht, um Unternehmen bei der Offenlegung ihrer biodiversitätsbezogenen Auswirkungen zu unterstützen. Damit erhalten Unternehmen und Finanzakteure einen konkreten Rahmen, um die neuen Transparenzanforderungen zu erfüllen.

Der MSA-Wert misst, in wieweit Ökosysteme noch intakt sind

Die MSA zeigt die mittlere Häufigkeit der ursprünglichen Arten in einem Lebensraum im Vergleich zu ihrer Häufigkeit in einem ungestörten Lebensraum. Sie berücksichtigt sowohl die Anzahl der in einem Ökosystem vorhandenen Arten als auch die relative Häufigkeit der einzelnen Spezies. In diesem Sinne misst die MSA, inwieweit ein Ökosystem intakt ist, und kann verwendet werden, um Veränderungen in Ökosystemen im Laufe der Zeit zu verfolgen.

Die MSA reicht dabei von 100 bis 0 %, wobei 100 % bedeutet, dass die Artenzusammensetzung vollständig intakt ist, und 0 %, dass alle ursprünglichen Arten lokal ausgestorben sind. Um ein konkretes Beispiel zu nennen: 2018 lag der globale MSA-Wert bei etwa 66 %. Zu diesem Zeitpunkt waren also bereits etwa 34 % der globalen terrestrischen Arten verloren.

Die MSA wird auf Grundlage von Daten quantifiziert, die Veränderungen in der Lebensraumzusammensetzung in Bezug auf spezifische Belastungen wie Landnutzung, Naturzerstörung durch Straßenbau und -nutzung, Fragmentierung der Landschaft, Jagd, atmosphärische Stickstoffablagerung und Klimawandel beschreiben. Für jede einzelne Belastung werden spezifische MSA-Metriken berechnet. Daraus ergibt sich eine aggregierte MSA, um die globalen Auswirkungen auf die biologische Vielfalt auf einer höheren Ebene zu bewerten.

Finanzwirtschaft, Basiskonsumgüter und Energie sind die kritischsten Branchen

Die Intensität der Auswirkungen auf die biologische Vielfalt ist in den Aktienindizes für Europa und die Schwellenländer im Vergleich zu anderen Regionen sehr hoch. Grund dafür ist die Branchenausrichtung. In den Aktienindizes für Europa und die Schwellenländer Unternehmen aus Sektoren mit einem hohen Biodiversitäts-Fußabdruck stark vertreten, wie z. B. Basiskonsumgüter, Werkstoffe, Energie, Industriewerte und Finanzwerte. Die Verzerrung zugunsten von Technologieunternehmen in den US-Indizes erklärt die relativ niedrigeren aggregierten MSA-Score-Intensitäten.

Der Sektor Basiskonsumgüter umfasst dabei sowohl Hersteller und Handel von Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren als auch Hersteller von Verbrauchsgütern. Dieser Sektor trägt in hohem Maße zur globalen Biodiversitätsintensität der einzelnen Indizes bei, da er in seiner vorgelagerten Wertschöpfungskette meist eine hohe Landnutzung aufweist. Einige Sektoren, wie Kommunikationsdienstleistungen, Immobilien oder Versorgungsunternehmen, tragen dagegen nicht besonders zum Verlust der Biodiversität bei.

Amundi verbindet MSA mit eigenem Ansatz

Amundi hat ein Investitionsrahmenwerk zur Messung und Kontrolle der Auswirkungen von Anlageportfolios auf die biologische Vielfalt geschaffen. Ziel ist es, neue thematische Anlagestrategien zu entwickeln, die sich speziell auf Fragen der biologischen Vielfalt konzentrieren. Der Ansatz stützt sich auf drei Säulen: Vermeiden, Reduzieren, Favorisieren.

Im Rahmen der Säule "Reduzieren" verwenden wir die MSA, um die Auswirkungen des Portfolios auf die biologische Vielfalt zu messen, mit dem Ziel, diesen Fußabdruck im Laufe der Zeit zu verringern. Außerdem kombinieren wir sie mit einer internen Biodiversitätsmetrik. Diese firmeneigene Metrik verwendet nämlich Daten auf Unternehmensebene statt auf Sektorebene, was Amundi einen detaillierteren Blick auf den jeweiligen Biodiversitäts-Fußabdruck gibt.

Frankreich als Vorbild

Künftig werden Finanzinstitute und Unternehmen zunehmend über ihren Biodiversitäts-Fußabdruck berichten müssen. Dies ist zum Beispiel in Frankreich bereits der Fall, wo das Gesetz LEC 29 die Eigentümer und Verwalter von Vermögenswerten dazu verpflichtet, ihre Offenlegungspraktiken diesbezüglich zu verbessern. Heute ist MSA die führende Kennzahl für die Bewertung des Zustands von Ökosystemen für französische Unternehmen und Finanzinstitute.

MSA hat noch Grenzen. Dennoch: Die Einführung ist zusammen mit weiteren Fortschritten wie den Empfehlungen der TNFD eine positive Entwicklung für die Investmentbranche.

Quelleninformationen und weitere Angaben finden Sie im aktuellen Thematic Paper sowie im Amundi Research Center.

Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von dem Amundi Asset Management und sind Stand 6. März 2024 (Veröffentlichung des Researchs). Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung des Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte des Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.

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Amundi, der führende europäische Vermögensverwalter und einer der Top 10 Global Player[1], bietet seinen 100 Millionen Kunden – Privatanlegern, Institutionen und Unternehmen – ein umfassendes Angebot an aktiven und passiven Spar- und Anlagelösungen, in herkömmlichen Vermögenswerten oder in Sachwerten. Dieses Angebot wird durch IT-Tools und -Dienstleistungen ergänzt, um die gesamte Wertschöpfungskette der Geldanlage abzudecken. Amundi, eine Tochtergesellschaft der Crédit Agricole Gruppe, ist börsennotiert und betreut aktuell ein verwaltetes Vermögen von mehr als 2 000 Milliarden Euro[2].

Mit seinen sechs internationalen Investmentzentren[3], den Researchkapazitäten im finanziellen und nichtfinanziellen Bereich sowie dem langjährigen Bekenntnis zu verantwortungsvollem Investieren ist Amundi einer der wichtigsten Akteure im Asset Management.

Die Kunden von Amundi profitieren von der Expertise und der Beratung von 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 35 Ländern.

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Footnotes

 

  1. ^ [1] Quelle: IPE „Top 500 Asset Managers“, veröffentlicht im Juni 2023 auf der Grundlage der verwalteten Vermögen zum 31.12.2022
  2. ^ [2] Daten von Amundi am 31.12.2023
  3. ^ [3] Boston, Dublin, London, Mailand, Paris und Tokio

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