Amundi Research CIO Insight Juli 2018
Weltwirtschaft am Scheideweg – wie geht es für Anleger weiter?
In den USA steigen Leitzinsen und Anleiherenditen, in Europa hat die EZB inzwischen das Ende von Quantitative Easing (QE) eingeläutet. Noch brummen die Börsen. Doch die Unkenrufe, ein Abschwung sei nicht mehr weit, werden immer lauter – wie wird es in den nächsten Monaten weitergehen? Pascal Blanqué, Chief Investment Officer von Amundi, sieht die Weltwirtschaft derzeit an einem Scheideweg: „Die gute Nachricht ist: 2018 könnte das Wirtschaftswachstum einen neuen Höchststand erreichen. Den Unternehmen geht es gut, Aktien sind immer noch die interessanteste Anlageklasse.“ Der Wermutstropfen: Die Konjunktur habe nur noch wenig Aufwärtspotenzial, so dass eine Korrektur zunehmend wahrscheinlicher werde. „Je länger der Zyklus anhält, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Abwärtsbewegung deutlich ausfallen wird“, so Blanqué.
Von diesem Basisszenario geht der Anlagestratege auf kurze und mittlere Sicht aus. Eine entscheidende Rolle spielten die Notenbanken, die den Finanzmärkten zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder Liquidität entziehen werden: „Die geldpolitischen Ausrichtungen in den USA und der Eurozone entfernen sich voraussichtlich sogar noch weiter voneinander. Während die Fed bereits langsam, aber kontinuierlich die Leitzinsen anhebt, will die EZB den Nullzins noch mindestens bis zum Sommer nächsten Jahres beibehalten. Für Anleger heißt das, dass sowohl das Liquiditäts- als auch das Durationsmanagement ihrer Investments immer wichtiger werden“, erläutert Blanqué. Nun sei der richtige Moment, die Portfolios auf einen Konjunkturabschwung hin vorzubereiten und den Kapitalerhalt zu sichern – ohne Renditepotenzial zu verschenken.
Bei Aktien spielt noch die Musik
„Kurzfristig halten wir Aktien trotz gestiegener Volatilität weiterhin für aussichtsreicher als Anleihen“, sagt Pascal Blanqué. „Auch das kommende Jahr sieht noch überwiegend freundlich aus, doch ab 2020 wird es wohl rauer an den Börsen zugehen.“ In der Regel setze das Ende einer Hausse erst zeitverzögert nach einer längeren Phase strafferer Geldpolitik und in Erwartung einer Rezession ein. Davon sei aber derzeit nicht auszugehen. Jetzt seien vor allem zyklische Werte interessant, wobei Anleger allmählich einen größeren Schwerpunkt auf Qualitätstitel setzen sollten. „Noch ist es zu früh, um voll auf reine ValueAktien umzustellen“, betont der Experte.
Die unterschiedliche Entwicklung der Wirtschaftsräume erlaube es Anlegern aber, die verschiedenen Phasen des Zyklus auszunutzen: „In den USA setzen wir auf Infrastruktur, Banken und Konsumwerte – also die Branchen, die am meisten von der Steuerreform und Regulierungserleichterungen profitieren. In Europa sind es Value, Infrastruktur und Unternehmen, auf die sich M&A-Aktivitäten und steigende Zinsen günstig auswirken werden. Und in Japan bevorzugen wir Firmen, die eine überdurchschnittliche Corporate Governance aufweisen“, so Blanqué. Eine mögliche Schwäche der Schwellenländer während der nächsten Monate sollten Anleger nutzen, um die Anlageklasse langfristig ins Portfolio aufzunehmen oder zu ergänzen. „Emerging Markets sollten ein strategischer Kernbestandteil in der Asset Allokation werden“, ist der Anlagestratege überzeugt.
Anleihen kommen wieder
Dass die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen erstmals seit 2013 wieder auf 3 Prozent anstieg, sorgte in diesem Frühjahr für viel Diskussionsstoff. Pascal Blanqué erwartet, dass dieser Wert noch etwas weiter ansteigen könnte, sieht ihn aber dauerhaft unter 3,5 Prozent. In den USA würden kürzer laufende Staatspapiere dagegen immer attraktiver, da die Renditekurve insgesamt recht flach verlaufe. Angesichts des kommenden Konjunkturübergangs sollten sich Anleger im festverzinslichen Bereich jetzt darauf konzentrieren, den Kapitalerhalt zu sichern und Risiken zu reduzieren. Mittelfristig dürften aber Anleihen, gerade im Zuge eines Wirtschaftsabschwungs, wieder eine größere Rolle im Portfolio spielen.
Für die Übergangsphase hat Blanqué drei strategische Empfehlungen: „Erstens sollten Anleger vor allem in der Eurozone eine vorsichtige Haltung einnehmen, dabei aber flexibel auf Marktänderungen reagieren können – Liquidität ist hier besonders wichtig. Zweitens ist es ratsam, das Inflationsrisiko abzusichern, um die expansive Fiskalpolitik in den USA und höhere Ölpreise abfedern zu können. Und drittens sollten Anleger einen renditeträchtigen Bereich auswählen, mit dem sich über Länder- und Branchengrenzen hinweg Erträge erzielen lassen.“ Grundsätzlich sollten Anleger einen globalen Anlagehorizont wählen, taktische Gelegenheiten nutzen und ihr Portfolio dabei möglichst breit diversifizieren.
Gold und Derivate ins Portfolio
Aber Anleger sollten sich auch grundsätzlich fragen, wie sie ihr Vermögen auf andere Zeiten vorbereiten wollen, rät Blanqué. Der eigene Anlagehorizont, Risiken und Renditepotenziale verschiedener Anlageklassen und mögliche Auswirkungen von Extremrisiken sollten hinterfragt und gegebenenfalls angepasst werden. Dazu sei es hilfreich, eine „Absolute Return“-Perspektive einzunehmen und Risiken sowie Potenziale relativ zueinander zu betrachten. Wenig korrelierte Investments wie etwa Gold oder Derivate könnten dabei auch Extremrisiken abmildern. Insgesamt rät der Experte zu größerem Sicherheitsdenken: „Spätestens wenn die Hedgingkosten zu hoch werden, ist es Zeit für eine konservative Anlagestrategie.“
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Anette Baum
Senior Public Relations Manager
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