COVID 19 und die Märkte: vergeben und vergessen?

COVID 19 und die Märkte: vergeben und vergessen?

München, Germany,

Pascal Blanqué, Group Chief Investment Officer bei Amundi, erläutert im aktuellen Amundi CIO Insight für März, warum Anleger die fundamentalen Bewertungen nicht aufgeben sollten und welche drei Narrative die Märkte beherrschen.

Vor einem Jahr erschütterte die Covid-19-Pandemie die Welt. Sie hat unser Leben verändert, aber die Finanzmärkte scheinen dieses dramatische Ereignis als einen vorübergehenden Rückschlag abgetan zu haben. Er wurde schnell wieder aufgeholt und vergessen. Die meisten Risikoanlagen erreichten neue Höchststände. Die Hoffnung, dass ein Impfstoff die Weltwirtschaft retten wird, überschattet die wenig aufregenden jüngsten Wirtschaftsdaten und die Unwägbarkeiten des Virus. Wir sehen eine nie dagewesene Divergenz zwischen den Märkten und der Realwirtschaft. Wie nachhaltig sind also die aktuellen Bewertungen?

Die außerordentliche geldpolitische Reaktion der Zentralbanken auf Disinflation und dann auf deflationäre Tendenzen war der wichtigste Markttreiber der letzten Monate. Monetäre und Liquiditätsfaktoren siegten über die realen Fakten. Die Dominanz des monetären Faktors und irrationale, psychologische Treiber führen zu weiteren Marktausschlägen. So entsteht die Versuchung, traditionelle Bewertungsmaßstäbe aufzugeben oder absolute Indikatoren "anzupassen", um die aktuellen Extreme zu rechtfertigen.

Bewertungen und Fundamentaldaten nicht aufgeben

Gibt es noch einen absoluten Wert von Aktien? Trotz der zunehmenden Skepsis gegenüber dem traditionellen, auf langfristigen Horizonten und Bewertungen basierenden Anlageansatz denken wir, dass eine langfristige Anlageperspektive sehr wichtig ist. Dies gilt insbesondere in dieser Zeit eines möglichen Regimeübergangs. Was Anleger benötigen, ist eine Erweiterung ihrer Strategie um andere Elemente, die über die herkömmlichen wirtschaftlichen Variablen wie Inflation, Wachstum und Erträge hinausgehen. Wir müssen auch den monetären Faktor, also politische Maßnahmen, die das Marktverhalten verzerren können, berücksichtigen.

Wenn sich der Markt deutlich von der wirtschaftlichen Realität entfernt, wie es heute der Fall ist, kann ein vorherrschendes Narrativ zu einem wichtigen Wendepunkt für Investoren führen. Derzeit gibt es drei Narrative, die die Märkte antreiben. Sie sind miteinander verbunden und dynamisch. Dasjenige, das sich durchsetzt, wird das neue Finanzregime prägen.

Drei Marktnarrative kämpfen um die Vorherrschaft

Die deflationären Folgen der Krise von 2008 haben das erste Narrativ, nämlich die Stagnation mit geringem Wachstum und niedriger Inflation, gestärkt. Der Inflationsdruck durch Protektionismus und die Unterbrechung der Wertschöpfungsketten nach Covid-19, die steigende Nachfrage nach einem existenzsichernden Mindestlohn und die Monetarisierung der Schulden sind der Keim für die Verschiebung hin zu einem höheren Inflationsregime.

Das zweite Marktnarrativ, das derzeit die hohen Bewertungen an den Aktienmärkten aufrechterhält, bezieht sich auf das Gewinnwachstum, das durch die technologische Disruption vorangetrieben wird. Die Annahme, dass Gewinne dank der technologischen Revolution im Vergleich zu früher sogar höher ausfallen könnten, erscheint jedoch unwahrscheinlich, wenn man den aktuellen Trend zu mehr Arbeitsplätzen, höherem Kapitalstock und mehr Produktivität sowie den hohen Anteil der Gewinne an der Wertschöpfung zugrunde legt. So könnte das Wachstum nach dem ersten Aufschwung zu einer Stagnation zurückkehren, in dem sich die Aktienmärkte nach unten korrigieren, um den derzeitigen Überschuss an Optimismus zu absorbieren.

Wir glauben jedoch, dass das vorherrschende Narrativ das monetäre der Zentralbanken sein wird. Nach mehr als drei Jahrzehnten gibt es aktuell wieder explizit eine Präferenz für Inflation als Ausweg aus der Pandemie. Inflation ist nicht länger ein Negativfaktor, sondern kann die durch die Krise entstandene Schuldenlast tragbar machen. Der riesige Schuldenberg muss dazu dienen, den Klimawandel zu bekämpfen, das gesamte Wirtschaftsmodell inklusiver zu gestalten und Ungleichheit zu verringern. Dieses Mantra wird von Politikern und Zentralbankern weltweit geäußert und von der breiten Öffentlichkeit geteilt. Die Folge ist eine Dominanz des Marktnarrativs, das auf eine Fortsetzung der außergewöhnlichen Geldpolitik drängt. Auch entwickeln Zentralbanken ihre Rolle in neue Bereiche weiter, wie grüne Themen oder die Bekämpfung der Ungleichheit. Ein Regimewechsel geht oft mit einer Änderung des Mandats der Zentralbanken einher. Das ist genau das, was wir heute sehen.

Was Anleger tun können:

1. Eine höhere Inflation stellt die traditionelle Diversifizierung in Frage, da die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen positiv wird. So werden inflationsgebundene Anleihen, Sachwerte, insbesondere Immobilien und Infrastruktur, und Rohstoffe interessant.

2. In einer Welt der überzogenen absoluten Aktien- und Anleihebewertungen ist der relative Wert der einzige Wert, der übrig bleibt. Absolute-Return-Ansätze über Anlageklassen hinweg, die den relativen Wert in den Märkten extrahieren, könnten zur Diversifizierung beitragen.

3. Die Rolle von Aktien wird sowohl in der taktischen als auch in der strategischen Vermögensallokation entscheidend sein. Trotz ihrer hohen absoluten Bewertungen sind sie in einer Welt mit niedrigeren erwarteten Renditen die "must own" Vermögenswerte.

4. Eine höhere Inflation wird eine mehrjährige Verschiebung von Wachstums- zu Substanzwerten bewirken. Anleger sollten Sektoren bevorzugen, die mit realen Vermögenswerten, wie Rohstoffen, Energie und Infrastruktur, verbunden sind.

 

Quelleninformationen und weitere Informationen finden Sie in den aktuellen Amundi CIO Insights März und im Amundi Research Center.

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Über Amundi

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Amundi, der führende europäische Vermögensverwalter und einer der Top 10 Global Player[1], bietet seinen 100 Millionen Kunden – Privatanlegern, Institutionen und Unternehmen – ein umfassendes Angebot an aktiven und passiven Spar- und Anlagelösungen, in herkömmlichen Vermögenswerten oder in Sachwerten. Dieses Angebot wird durch IT-Tools und -Dienstleistungen ergänzt, um die gesamte Wertschöpfungskette der Geldanlage abzudecken. Amundi, eine Tochtergesellschaft der Crédit Agricole Gruppe, ist börsennotiert und betreut aktuell ein verwaltetes Vermögen von mehr als 1 900 Milliarden Euro[2].

Mit seinen sechs internationalen Investmentzentren[3], den Researchkapazitäten im finanziellen und nichtfinanziellen Bereich sowie dem langjährigen Bekenntnis zu verantwortungsvollem Investieren ist Amundi einer der wichtigsten Akteure im Asset Management.

Die Kunden von Amundi profitieren von der Expertise und der Beratung von 5.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 35 Ländern.

 

Footnotes

 

  1. ^ [1] Quelle: IPE „Top 500 Asset Managers“, veröffentlicht im Juni 2022 auf der Grundlage der verwalteten Vermögen zum 31.12.2021
  2. ^ [2] Daten von Amundi am 31.12.2022
  3. ^ [3] Boston, Dublin, London, Mailand, Paris und Tokio

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