Die Märkte testen neue Höchststände
Die Märkte testen neue Höchststände
1. August 2019
Die Finanzmärkte haben in letzter Zeit einen Höhenflug hingelegt. Die Flut, die alle Boote zum Schwimmen brachte, war die neue Welle der ultra-akkommodierenden Geldpolitik, die zu diesem Zeitpunkt zwar angekündigt, aber noch nicht umgesetzt wurde. Die Überzeugung, dass die Zentralbanken erneut eingreifen werden, um eine übermäßige Verschlechterung des Wirtschaftsausblicks zu vermeiden, falls keine wesentlichen Anzeichen für eine Inflation vorliegen, war der Haupttreiber der jüngsten Rally. Das Marktnarrativ ist, dass das Glas halb voll ist. Der Konjunkturzyklus wird durch die Zentralbanken verlängert, die Zinssätze werden länger niedrig bleiben und „Risky Assets“ werden weiterhin gut unterstützt – Unternehmensanleihen und Emerging Markets durch die Jagd nach Rendite und Aktien durch die Neupositionierung von Anlegern, die der Party erst mit Verspätung beigetreten sind. Dies alles findet vor dem Hintergrund statt, dass die Bewertungen insgesamt weniger überzeugend als zu Jahresbeginn, wenngleich nicht zu überzogen sind. Also alles in Ordnung?
Obwohl wir uns vor ein paar Monaten geweigert haben, uns auf den finstersten Pessimismus hinsichtlich einer Einigung beim Handelsabkommen sowie in punkto Italien einzulassen, so sehen wir jetzt davon ab, uns dem übertriebenen Optimismus anzuschließen. Nach dem gegenwärtigen Überschwang erwarten wir, dass der Fokus wieder auf die Fundamentaldaten und die Realität der Märkte gerichtet wird, die gut, jedoch nicht so aufregend sind. Wir sehen keine unmittelbar bevorstehende Rezession, ein moderateres Wachstum ist unser Hauptszenario. Es ist auch richtig, dass sich das finanzielle Umfeld in den letzten Monaten erheblich entspannt hat (Zinsrally und Spread-Einengung, mit einer beeindruckenden Aktienrally). Die Qualität des Wachstums ist jedoch schlechter als vor ein paar Monaten: Der globale Handel ist schwächer als erwartet, mit kurzfristig begrenztem Aufwärtspotenzial, und die flache Zinskurve in den USA hält die „Animal Spirits“ ab. Die Investitionen sind schwach, da sich die Konjunkturoptimismus-Indikatoren auf breiter Front in einem Abwärtstrend befinden, ebenso alle Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe. Die Entwicklung der Binnennachfrage ist insgesamt noch gut, mit dem Konsum als Hauptwachstumsmotor. Es ist jedoch wichtig, die Widerstandsfähigkeit und die Auswirkungen der Handelsschwäche zu prüfen.
In dieser heterogenen Umgebung erwarten wir, dass die Fed zwar präventiv gegensteuern, aber nicht überreagieren wird. Die langsame Phase, die letztes Jahr aufgrund der verzögerten Auswirkungen der Straffung der Geldpolitik durch die Fed und des Handelslärms einsetzte, könnte sich allmählich auflösen, und die wirtschaftlichen Bedingungen könnten ihren Tiefpunkt erreichen.
Ein weiterer wichtiger Test für die Aktienmärkte wird die Berichtssaison sein, die in den kommenden Wochen beginnt. Die jüngste Kursentwicklung hat die im Mai erreichte Bewertungslücke geschlossen und die globalen Aktien haben nun fast die Ziele erreicht, die in den nächsten 12 Monaten erwartet werden. Bottom-up-Analysten revidieren ihre Gewinnerwartungen für das vierte Quartal: Auf dem aktuellen Einkaufsmanagerindex-Niveau dürften S&P 500-Gewinne pro Aktie in den nächsten 12 Monaten im Bereich von 3 bis 5 Prozent wachsen. Die Hauptbotschaft an dieser Stelle ist, dass in den nächsten Monaten ein Enttäuschungsrisiko besteht und eine gewisse Volatilität bei den „Risky Assets“ zu erwarten ist.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Anlegern während dieses heißen Sommers mit geringen Volumina die voraussichtlichen Rückschläge bewusst sein sollten. Sie sollten diese nutzen und sie zu den überzeugendsten Ideen (Emerging Markets-Vermögenswerte, Investment Grade-Unternehmensanleihen, attraktiv bewertete und qualitativ hochwertige Aktien) hinzufügen. Anleger sollten aber bedenken, dass das Marktumfeld jetzt fragiler ist. Dieses Szenario gilt, es sei denn, die Zentralbanken registrieren schlechte Daten, die wir jetzt noch nicht erkennen können. In diesem Fall könnte die Party für „Risky Assets“ abrupt abbrechen und wir sollten die Riskoallokation überdenken, wobei wir eine längere Duration, sichere Vermögenswerte und eine weitere wesentliche Risikominderung favorisieren würden. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen der Zentralbanken beim Antizipieren von Krisen ist dies ziemlich unwahrscheinlich.
Über die kurzfristige Betrachtung hinaus ist die Verlängerung des Zyklus eine konkrete Möglichkeit. Die Dominanz der Politik gegenüber der Wirtschaft stellt eine Herausforderung für die Unabhängigkeit der Zentralbanken dar, trotz beruhigender Botschaften von Bankern (dies wird im Dialog zwischen Trump und Powell deutlich, könnte sich aber auch bei der EZB bemerkbar machen).
Eine Konvergenz der auf Wachstum gerichteten Maßnahmen auf beiden Seiten des „Policy Mix“ (Fiskal- und Geldpolitik) könnte den Zyklus weiter verlängern und letztendlich ein wenig Inflation auslösen. Dies würde die Goldilocks-Phase für „Risky Assets“ verlängern, insbesondere für zyklische Komponenten, wobei der Schwerpunkt zunehmend auf dem Risiko- und Liquiditätsmanagement liegt.
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Anette Baum
Senior Public Relations Manager
Über Amundi
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