Quo vadis Italia?

Quo vadis Italia?

München, Germany,

In Italien liegen Freud und Leid derzeit dicht beieinander, so die Einschätzung der wirtschaftlichen und politischen Lage von Thomas Kurse, Chief Investment Officer bei Amundi Deutschland.

Wenn es der Regierung gelingt, an ihren Defizit- und Schuldenzielen festzuhalten, gibt es wohl vorerst keine Konfrontation mit der Europäischen Union. Die mittelfristige Schuldenentwicklung bleibt jedoch ein Risikobereich, da die derzeitigen Prognosen von einem durchaus ehrgeizigen Privatisierungsprogramm abhängen. Die Schuldenquote wird wohl von 132,2% im Jahr 2018 auf 132,6% im Jahr 2019 ansteigen, was auf eine Kombination aus verschlechterten Wachstumsaus-sichten, einem Rückgang des Primärüberschusses und dem steigenden Defizit zurückzuführen ist. Ziel ist aber eine Reduktion auf 128,9% für 2022. Allerdings basiert der geplante Defizitverlauf auf den noch gültigen Gesetzen, also unter anderem einer deutlichen Erhöhung der Mehrwertsteuer ab Januar 2020 und weiteren Einsparungen.

Baldige Wiederbelebung des BIP?

Die italienische Regierung hat die BIP-Wachstumsprognose für 2019 gerade nach unten korrigiert. Sie geht aber immerhin von 0,2 % gegenüber Vorjahr aus. So soll sich das italienische Wachstum im zweiten Halbjahr wiederbeleben und ab 2020 noch weiter steigen. Geplant sind zur Stimulierung derzeit unter anderem eine Einheitssteuer und die Rücknahme der geplanten Mehrwertsteuererhöhung. Es ist jedoch nicht klar, wie diese Entscheidungen finanziert werden sollen.

Aktuell geht die Regierung deshalb von einem höheren Haushaltsdefizit für 2019 aus - von 2,0% auf 2,4% des BIP. Ziel ist aber, dieses bis 2022 schrittweise auf 1,5% zu senken. Dieser Abwärts-trend sollte sowohl durch eine Verbesserung des Primärsaldos als auch durch einen schrittweisen Anstieg des nominalen BIP unterstützt werden. Dabei soll sich der Primärsaldo allmählich erhöhen und von 1,2 % im Jahr 2019 auf 2,0 % des BIP im Jahr 2022 steigen, aber unter der Bandbreite von 3,0 % bis 3,5 % liegen. Diese wiederum wäre erforderlich, um die Schuldenquote angesichts der schwachen nominalen BIP-Entwicklung auf einen stabilen Abwärtspfad zu bringen.

Der Anleihemarkt entwickelt sich erfreulich

Die italienischen Staatsanleihen – BTPs – sind wieder gefragt. Nach einem schwierigen Jahresende 2018 erholte sich die Nachfrage im ersten Quartal deutlich, insbesondere bei ausländischen Investoren, die zwischen Mai und Dezember letzten Jahres einen Rekordbetrag an italienischen Anleihen in Höhe von 92 Mrd. Euro verkauft hatten. Gründe für das aktuelle Interesse sind wohl die Einigung mit der EU über den Haushalt, die entspannten Reaktionen der Ratingagenturen und die neue Mitteilung der EZB über ihren geldpolitischen Kurs.

Tatsächlich trafen die neuen 15-jährigen BTP, die im Januar und die 30-jährigen BTP, die im Februar ausgegeben wurden, auf hohe Anlegergunst. Wir gehen deshalb davon aus, dass der BTP-Bund-Spread kurzfristig stabil bleibt, was das kurzfristige Ende der Kurve, also ein bis drei Jahre, attraktiv macht. Die gilt insbesondere angesichts des niedrigen Zinsumfelds in Europa. Der italienische Kreditmarkt ist also durchaus attraktiv.

Aktien bleiben unsicher

Der italienische Aktienmarkt wies seit Jahresbeginn die beste Performance in Europa auf, wobei die Investoren hier nur wenig engagiert waren. (FTSE MIB Index +19% im Vergleich zu +16% für den EuroStoxx 50, Stand 23. April). Die Berichtssaison mit den Ergebnissen des ersten Quartals und den Prognosen wird entscheidend sein, um die Solidität der Fundamentaldaten zu bestätigen und eine weitere Neubewertung im Vorfeld der Europawahlen zu erleichtern. Wir denken, dass der Aktienmarkt angesichts der nach wie vor hohen wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit zumindest kurzfristig vorsichtig zu betrachten ist. Längerfristig könnten sich Chancen ergeben, wenn die globale Wirtschaft wieder anzieht.

Der italienische Bankensektor ist ebenfalls weiterhin etwas unsicher. Die Fundamentaldaten haben sich zwar verbessert. Die Finanzinstitute reduzieren ihre Risiken, senken Kosten und im Inland findet auch eine Konsolidierung statt. Die Rentabilität steht dennoch nach wie vor unter Druck – insbesondere die Zinsmargen. Dies ist der Hauptgrund für die niedrigere Bewertung des italienischen und des europäischen Bankensektors.

Neu politische Konstellation nach der Europawahl?

Einen Monat vor den Europawahlen erhöhen sich die Spannungen zwischen den beiden Parteien der Regierungskoalition, unter anderem wegen der Korruptionsuntersuchungen gegen den Verkehrsminister Armando Siri, Matteo Salvinis Wirtschaftsberater in der Liga. Bei den Kommunal-wahlen in den letzten Monaten hat die Liga erhebliche Fortschritte gemacht, während 5 Sterne-Bewegung M5S einen dramatischen Rückgang verzeichnet hat. Die jüngsten Prognosen für die Europawahlen ergeben 31-32% der Stimmen für die Liga gegenüber 21-22% für die M5S. Diese sind weit entfernt von den Ergebnissen der Parlamentswahlen 2018, wo die M5S fast 33% der Stimmen gewann. Das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Parteien ist komplett umgekehrt. Auf nationaler Ebene regiert die Liga mit der M5S. Aber auf lokaler Ebene hat dagegen die Forza Italia-Liga-Koalition sechs der letzten sieben Regionalwahlen gewonnen. Die Wahrscheinlichkeit von Neuwahlen in der zweiten Jahreshälfte ist damit gestiegen.

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Mit seinen sechs internationalen Investmentzentren[3], den Researchkapazitäten im finanziellen und nichtfinanziellen Bereich sowie dem langjährigen Bekenntnis zu verantwortungsvollem Investieren ist Amundi einer der wichtigsten Akteure im Asset Management.

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Footnotes

 

  1. ^ [1] Quelle: IPE „Top 500 Asset Managers“, veröffentlicht im Juni 2023 auf der Grundlage der verwalteten Vermögen zum 31.12.2022
  2. ^ [2] Daten von Amundi am 31.12.2023
  3. ^ [3] Boston, Dublin, London, Mailand, Paris und Tokio

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