Investment Talks über die jüngsten fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen, die Marktbedingungen und die Entwicklung der Coronavirus-Krise
Investment Talks über die jüngsten fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen, die Marktbedingungen und die Entwicklung der Coronavirus-Krise
Munich, Germany, 19. März 2020
In den aktuellen Investment Talks schauen Pascal BLANQUÉ, Group Chief
Investment Officer; Vincent MORTIER, Deputy Group Chief Investment Officer, und Monica DEFEND,
Global Head of Research, auf die aktuelle Situation.
- Wo wir in der Krise stehen und was es zu beobachten gilt: Inzwischen unterschätzen die Anleger die Schwere der Krise nicht mehr (lebhafte Märkte), sondern gehen (mit dem Beitritt der USA zu den Notfallmaßnahmen) von einer vollständigen globalen Eskalation aus. Das hat zu einer Marktzerrüttung und Überreaktion geführt. Wir befinden uns immer noch in dieser Überreaktionsphase, und diese wird wahrscheinlich noch einige Zeit andauern, da eine Nachricht, die andere jagt. Es ist wichtig, China und Italien als Frühindikatoren dafür zu betrachten, was Länder erwarten können. Die Makrodaten werden, was nicht überrascht, sehr schwach sein, wie wir bei den Einzelhandelsumsätzen und den Zahlen der Industrieproduktion Chinas für Januar und Februar gesehen haben. Entscheidend wird sein, dass die Aktivitäten nach den Eindämmungsmaßnahmen wieder aufgenommen werden. Auch hier ist China unser führender Indikator. Italien wird bei der Beurteilung der Auswirkungen und der Dauer der Krise in Europa eine entscheidende Rolle spielen, gefolgt von den USA. Wir befinden uns noch in einem zu frühen Stadium, um große Verbesserungen zu sehen; die nächsten zwei Wochen werden entscheidend sein, um die Auswirkungen der Eindämmungsmaßnahmen zu erkennen und die potenzielle Dauer des Wirtschaftsabschwungs abzuschätzen. Jede positive (oder negative) Überraschung in diesem Sinne wird die Marktstimmung bewegen. Darüber hinaus wird die Wiederaufnahme der Aktivitäten in China es ermöglichen, das Risiko eines Zweitrundenausbruchs einzuschätzen.
- Politische Reaktion: Zum ersten Mal seit 2008 erkennen die Behörden die Notwendigkeit koordinierter globaler Maßnahmen. In ihrer Erklärung kündigten die G7 Staats- und Regierungschefs an, dass sie "alles Notwendige tun" würden, um die Weltwirtschaft zu unterstützen. Auf nationaler Ebene kündigen die politischen Entscheidungsträger Auffangnetze und Steuerpakete zur Unterstützung ihrer jeweiligen Wirtschaft und Gesundheitsausgaben an, während die großen Zentralbanken mit Liquiditätsfazilitäten, Quantitative Easing Programmen und Zinssenkungen eingegriffen haben. Die EZB hat beschlossen, ein neues befristetes PEPP ((Pandemic Emergency Purchase Programme / Pandemie-Notkaufprogramm) im Wert von 750 Milliarden Euro aufzulegen. Dies ist nur die jüngste in einer Reihe von Maßnahmen, um dem Risiko des Coronavirus-Ausbruchs für die Aussichten der Eurozone entgegenzuwirken, die Finanzstabilität in der Eurozone zu erhalten und die Zersplitterung des EU-Finanzsystems, die die Euro-Krise kennzeichnete, zu vermeiden. Wir sind noch nicht am Ende dieser Phase der Zentralbankintervention: Wir erwarten mehr von den Zentralbanken und auch auf der fiskalischen Seite. Das Ziel des Policy-Mixes ist es, sicherzustellen, dass die Volkswirtschaften vorübergehende nationale Blockaden überleben und letztlich ihre Finanzstabilität erhalten. Eine höhere Verschuldung wird letztlich die Schlussphase dieser Krise sein, und die Monetarisierung der Schulden ist die wahrscheinliche Lösung. Die Quantitative Easing und die Nullzinsen werden bleiben, wenn nicht für immer, so doch zumindest für eine sehr lange Zeit. „Helicopert money“ ist eine reale Möglichkeit geworden, aber es wird ein weiterer Sprung in unbekannte Gewässer sein. Aber auch in dieser Krise liegt eine Chance für die Eurozone. Im Gegensatz zur Euro-Krise betrifft das Coronavirus alle Länder. Der Anreiz, den institutionellen Rahmen der Eurozone zu stärken und sich auf die Emission von Euro-Schuldtiteln zu bewegen, ist höher als in der Vergangenheit: Wir befinden uns jetzt in einem "Jetzt oder nie" Moment für die Eurozone.
- Marktaussichten: Dies ist eine Zeit, in der es zu spät zum Verkaufen und zu früh zum Kaufen ist. Ein Verkauf jetzt könnte die Fähigkeit der Anleger, ihre langfristigen Ziele zu erreichen, beeinträchtigen. Die Märkte werden auf der Suche nach einem "echten" Katalysator, der die Talsohle durchschreitet (ein klares Signal der Eindämmung in Europa in einer Zeit koordinierter fiskalischer und monetärer Impulse oder der Entdeckung einer medizinischen Behandlung), weiterhin volatil bleiben. In dieser Situation behalten wir eine vorsichtige Sicht auf Risikoanlagen und eine starke Konzentration auf die Liquidität bei. An den Kreditmärkten werden die Ausfallraten wahrscheinlich sprunghaft ansteigen und eine neue Welle von Herabstufungen ist wahrscheinlich, insbesondere bei US-Unternehmen mit BBB-Rating, die in das Gebiet des High Yield (HY) fallen könnten. Auf Sektorebene wird der Energiesektor innerhalb der US-HY-Emittenten am stärksten betroffen sein, da gleichzeitig die Ölpreise zusammenbrechen. Insgesamt besteht noch Spielraum für eine Spreadausweitung, aber wenn sich die Wogen geglättet haben, bieten sich Chancen für robuste Geschäftsmodelle. Eine Konzentration auf Unternehmen mit guten Fundamentaldaten wird entscheidend sein, um diese Phase zu meistern. An den Aktienmärkten mag die Baisse ungewöhnlich und wahrscheinlich von extremem Ausmaß sein, aber sie wird nicht so lange dauern wie 2008-09. Wir bleiben in Bezug auf den letzten Teil des Jahres konstruktiv und rechnen mit einer starken Erholung der Marktpreise und einer Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen.
Die aktuelle Version der Investment Talks finden Sie um Amundi Research Center.
Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 19.03.2020. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.
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Anette Baum
Senior Public Relations Manager
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