Stichwort Energiewende: Asien nimmt deutlch fahrt auf

Stichwort Energiewende: Asien nimmt deutlch fahrt auf

Munich, Germany,

  • Kohlenachfrage in Asien steigt bis 2050 auf mehr als 80 % des weltweiten Bedarfs
  • Wirtschaftlicher Verlust durch Klimawandel etwa 15-20% des BIP
  • 14 Millionen Arbeitsplätze durch grüne Energie
  • Grüne Anleihen boomen

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Asien. Dort werden über 40 % der weltweiten Energie verbraucht und über 50 % der weltweiten Kohlenstoffemissionen freigesetzt, erläutert Sylvia Chen, ESG Analyst bei Amundi im Research zum Thema Finanzierung der Energiewende in Asien. Der Pro-Kopf-Energiebedarf in den asiatischen Schwellen- und Entwicklungsländern ist in den letzten zehn Jahren um 18 % gestiegen, und diese Zahl soll sich bis 2050 verdoppeln. Wir haben die Kernaussagen aus dem Research für Sie übersetzt.

Von Sylvia Chen, ESG Analyst bei Amundi

Die Diskussionen um die Energiewende beschränken sich manchmal auf den Ausbau der Kapazitäten für saubere Energie und das Erreichen der Netto-Null. Der Wandel muss aber vielschichtig sein und auch Fragen zu der öffentlich-privaten Finanzierung, dem Zugang zu zuverlässiger Elektrizität, der Ausbildung und Umschulung von Arbeitnehmern und anderen sozioökonomischen Bereichen umfassen.

Die Energiewende vollzieht sich in Asien in einem noch nie dagewesenen Tempo, das sich zweifellos noch erhöhen wird. Laut Energy Transition Index (ETI) haben sich die asiatischen Schwellen- und Entwicklungsländer in den letzten zehn Jahren in der Bewertung um 6 % – und damit stärker als die übrigen Regionen der Welt – verbessert. Und immer mehr asiatische Länder verkünden offensivere Klimazusagen, insbesondere im Hinblick auf das Erreichen des Netto-Null-Ziels. Zum vollständigen Ausstieg aus der Kohle haben sich dagegen viele Länder noch nicht verpflichtet. Dies hat seinen Grund in der Bedeutung der Kohle für den Kontinent.

Junge Kohlekraftwerke stilllegen?

Asiens Energiemix besteht im Durchschnitt etwa zur Hälfte aus Kohle; ein Großteil des Wachstums in den letzten Jahrzehnten war mit einem hohen CO2-Ausstoß verbunden. Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) war Asien 2020 für fast 80 % der Kohlenachfrage verantwortlich, und die Situation wird sich nicht verbessern, vielmehr wird der Anteil bis 2050 deutlich über 80 % liegen. Die Kohleabhängigkeit ist vor allem in China und Indien eine große Herausforderung. Hier ist Kohle mehr als nur ein Brennstoff für das Wirtschaftswachstum. Sie steht für Energiesicherheit und Souveränität, da die beiden Länder über einige der größten Kohlereserven der Welt verfügen.

Mit Zunahme der Wettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Energien erweisen sich „saubere“ Vorhaben im Vergleich zu den meisten Kohleprojekten als wirtschaftlicher. Hinzu kommt der Umweltaspekt. Allerdings verzerren in einigen Märkten Kohlesubventionen das Bild. Für den Ausstieg aus der Kohle dürfen nicht nur keine neuen Projekte mehr verwirklicht, sondern es müssen auch bestehende Anlagen stillgelegt werden. Letzteres ist in Asien besonders schwierig, da die dortigen Kohlekraftwerke relativ jung sind. Mit durchschnittlich 13 Jahren liegen sie weit unter dem Durchschnittsalter der Kraftwerke in den westlichen Industrieländern, die bereits 30 bis 40 Jahren alt sind, und auch weit unter der normalen Betriebsdauer für Kohlekraftwerke.

Der Ausstieg aus der Kohle ist für Asien wichtig, sollte aber mit einem nachhaltigen Ausbau der erneuerbaren Energien verbunden sein. Politische Maßnahmen, wie z.B. die Einführung von Einspeisetarifen (FiTs) und Anreize in Form von Steuern und Steuerbefreiungen, können dabei in den einzelnen Ländern hilfreich sein. Erforderlich sind ferner die schnelle Erweiterung und Modernisierung der Stromnetze auf dem Kontinent und die Integration der erneuerbaren Energien in das Netz. Neben dem Netzausbau sind Energieeffizienz und-speicherung ein wichtiges Thema.

In ganz Asien sind Stromerzeugungs-, -übertragungs- und -verteilungsunternehmen aus Gründen des nationalen Interesses häufig in Staatsbesitz oder mit einer Monopol- oder Oligopolstellung verbunden. Viele Länder erkennen die Notwendigkeit, die Finanzierung durch den Privatsektor und andere Marktteilnehmer durch Gesetzesänderungen zu ermöglichen.

Grüne Anleihen sind beliebt

Die Energiewende erfordert eine massive Zunahme der Investitionen in saubere Energien.  Die Internationale Energieagentur schätzt, dass die Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern für ein Netto-Null-Szenario bis 2050 um mehr als das Siebenfache auf über 1 Billion US-Dollar steigen müssen.

Neben öffentlichen werden in Asien auch private Finanzmittel eine wichtige Rolle bei der Finanzierung des Klimawandels spielen müssen. Grüne Anleihen, durch die Projekte mit positiven Auswirkungen auf Klima und Umwelt finanziert werden, wurden in den letzten Jahren immer beliebter. Die Emission grüner Anleihen von Emittenten in Asien erreichte 2021 ein Volumen von mehr als 100 Milliarden US-Dollar.

Verlust von bis zu 20 % des BIP durch Klimawandel

Asien zählt zu den Regionen, die von dem Klimawandel mit der Folge extremer Wetter- und Klimaereignisse wie Hitzewellen, steigende Meeresspiegel, Fluten, Stürme und Dürren am stärksten betroffen sein werden. Millionen Menschen leben in Küstenregionen. Von den 100 für Wetterkatastrophen risikoanfälligsten Städten der Welt liegen 99 in Asien. Bei einem wahrscheinlichen globalen Temperaturanstieg von 2 - 2,6°C bis zur Mitte des Jahrhunderts würde der wirtschaftliche Verlust für Asien etwa 15-20% des BIP betragen. Wetterextreme werden sich wegen der herausragenden Rolle Asiens in der globalen Produktions- und Lieferkette auch weltweit auswirken. Steigende Temperaturen werden zu verkürzten Arbeitszeiten in Branchen führen, die arbeitsintensiv im Freien arbeiten.

Sehr oft leben die sozial oder wirtschaftlich am stärksten Benachteiligten an Orten, die am anfälligsten für die Klimarisiken sind. Der Klimawandel könnte nach Schätzungen von UN-Experten bis 2030 weitere 120 Millionen Menschen in die Armut treiben. Der Ausstieg aus der Kohle in Asien wird zum Verlust von Arbeitsplätzen führen. Andererseits sollen in Asien netto schätzungsweise 14 Millionen Arbeitsplätze in der grünen Wirtschaft entstehen. Hier steht Asien an der Spitze, aber die Fortschritte bei Umschulung und Weiterbildung sind eher schleppend. Länder und Unternehmen räumen jedoch zunehmend diesen Aspekten bei der Beschäftigungsentwicklung höchste Priorität ein. Damit der Übergang gerecht verläuft, sind koordinierte Anstrengungen erforderlich, bei denen die wichtigsten Interessengruppen sowohl Umwelt- als auch soziale Fragen berücksichtigen müssen.

Quelleninformationen und weitere Informationen finden Sie im aktuellen Thematic Paper ESG Thema #8 Financing the energy transition in Asia und im Amundi Research Center.

Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 08.03.2022. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.

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Amundi, der führende europäische Vermögensverwalter und einer der Top 10 Global Player[1], bietet seinen 100 Millionen Kunden – Privatanlegern, Institutionen und Unternehmen – ein umfassendes Angebot an aktiven und passiven Spar- und Anlagelösungen, in herkömmlichen Vermögenswerten oder in Sachwerten. Dieses Angebot wird durch IT-Tools und -Dienstleistungen ergänzt, um die gesamte Wertschöpfungskette der Geldanlage abzudecken. Amundi, eine Tochtergesellschaft der Crédit Agricole Gruppe, ist börsennotiert und betreut aktuell ein verwaltetes Vermögen von mehr als 2 000 Milliarden Euro[2].

Mit seinen sechs internationalen Investmentzentren[3], den Researchkapazitäten im finanziellen und nichtfinanziellen Bereich sowie dem langjährigen Bekenntnis zu verantwortungsvollem Investieren ist Amundi einer der wichtigsten Akteure im Asset Management.

Die Kunden von Amundi profitieren von der Expertise und der Beratung von 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 35 Ländern.

Amundi, ein zuverlässiger Partner, der täglich im Interesse seiner Kunden und der Gesellschaft handelt.

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Footnotes

 

  1. ^ [1] Quelle: IPE „Top 500 Asset Managers“, veröffentlicht im Juni 2023 auf der Grundlage der verwalteten Vermögen zum 31.12.2022
  2. ^ [2] Daten von Amundi am 31.12.2023
  3. ^ [3] Boston, Dublin, London, Mailand, Paris und Tokio

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