Wie geht es mit der Türkei weiter?
Die Türkei bewegt sich weiter in schwierigem Fahrwasser. Karine Hervé, Senior Economist Macroeconomic Research bei Amundi (Foto anbei) erläutert, warum sie die türkische Wirtschaft im leichten Aufwind sieht.
Die Türkei bewegt sich weiter in schwierigem Fahrwasser. Karine Hervé, Senior Economist Macroeconomic Research bei Amundi (Foto anbei) erläutert, warum sie die türkische Wirtschaft im leichten Aufwind sieht:
„Trotz eines massiven Einbruchs der Wirtschaft flirtet die türkische Inflation im Juni immer noch mit einer Rate von 20 Prozent im Vorjahresvergleich. Der wichtigste geldpolitische Zinssatz liegt bereits acht Monate lang bei 24 Prozent. Seit Anfang des Jahres wird die Fiskalpolitik als Instrument zur Unterstützung der Wirtschaft eingesetzt. Allerdings kann dieser fiskalische Stimulus nicht deutlich verlängert werden, auch er hat Grenzen. Während die türkische Wirtschaft gerade aus der Rezession herausgekommen ist, ist die Finanzlange immer noch sehr angespannt. Eine deutliche Verschlechterung der öffentlichen Finanzen könnte die Risikowahrnehmung erhöhen. Eine Lockerung der Geldpolitik ist dann zwar eine durchaus verlockende Option, um die Wirtschaft anzukurbeln – falls die Institutionen die Möglichkeit dazu erhalten. Doch es ist nach wie vor notwendig, dass die Inflation deutlich sinkt und sich die Währung stabilisiert, wenn nicht sogar aufgewertet wird.
Preise für Lebensmittel steigen
Wir prognostizieren für dieses Jahr eine Inflation von rund 16 Prozent im Jahresvergleich und 13 Prozent zum Ende Dezember 2019. Die Inflation erreichte im Oktober 2018 einen Höchststand von 25 Prozent im Jahresvergleich. Seitdem ist sie etwas zurückgegangen. Ende Mai lag sie bei rund 18,7 Prozent. Die Kerninflation – das heißt ohne Alkohol, Tabak, Energie, Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke und Gold – lag mit 15,9 Prozent zum gleichen Zeitpunkt nur unwesentlich niedriger. Die Inflation ohne Berücksichtigung der kontrollierten Preise hat sich ebenfalls seit mehreren Monaten verlangsamt, blieb aber Ende Mai bei 20 Prozent. Der steigende Inflationstrend im Sektor Lebensmittel und alkoholfreie Getränke, der fast 25 Prozent des Verbraucherpreisindex ausmacht, beeinflusst die Gesamtinflation deutlich.
Dagegen ist trotz des jüngsten Anstiegs der Ölpreise die Inflation im Energiesektor stark gesunken. Sie liegt nun bei etwa 12,7 Prozent im Jahresvergleich und damit deutlich unter dem Wert vor sechs Monaten mit 25 Prozent. Die anderen Hauptpositionen des Index wie Wasser, Elektrizität, Gas und andere Brennstoffe sowie Transport, die 15 Prozent des Indizes ausmachen, werden kontrolliert oder unterliegen steuerlichen Anpassungen.
Starke Korrelation mit dem Wechselkurs
Obwohl wie beschrieben viele Preise kontrolliert werden oder steuerlichen Anpassungen unterliegen, korreliert die türkische Inflation stark mit den Schwankungen der Wechselkurse. Diese Korrelation hat in letzter Zeit deutlich zugenommen. In den ersten drei Quartalen 2018 wertete die türkische Lira gegenüber dem US-Dollar immer weiter ab, bis zu einem Wert von -45 Prozent im September. Seitdem hat die Abwertung sich aber wieder verlangsamt. Im aktuellen Kontext hoher (geo-) politischer Unsicherheiten und immer wieder neuer Eskalationen im Handelskonflikt zwischen den USA und China hat die Volatilität der Schwellenländer generell zugenommen. Noch ausgeprägter ist dies im Falle der Türkei, wo die makroökonomischen Fundamentaldaten schwach sind.
Was die Zentralbank tun wird
Aus vielen Gründen ist es schwierig, die zukünftige Geldpolitik einzuschätzen. Neben dem Wechselkurs treiben auch andere Faktoren die Preise, etwa Löhne, das BIP-Wachstum, Branchenentwicklungen und auch eine gewisse willkürliche Komponente.
Auf ihrer letzten Sitzung am 12. Juni hielt die türkische Zentralbank CBRT die Leitzinsen bei 24 Prozent unverändert. Zwar öffnete sie die Tür für zukünftige Lockerungen, legte sich aber nicht fest. Die erste Lockerung könnte nach unserer Meinung bereits Anfang Juli angekündigt werden. Zwei Monate später, also im September, könnte dann ein größerer Schritt folgen.“
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Anette Baum
Senior Public Relations Manager
Über Amundi
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Amundi, der führende europäische Vermögensverwalter und einer der Top 10 Global Player[1], bietet seinen 100 Millionen Kunden – Privatanlegern, Institutionen und Unternehmen – ein umfassendes Angebot an aktiven und passiven Spar- und Anlagelösungen, in herkömmlichen Vermögenswerten oder in Sachwerten. Dieses Angebot wird durch IT-Tools und -Dienstleistungen ergänzt, um die gesamte Wertschöpfungskette der Geldanlage abzudecken. Amundi, eine Tochtergesellschaft der Crédit Agricole Gruppe, ist börsennotiert und betreut aktuell ein verwaltetes Vermögen von mehr als 2 000 Milliarden Euro[2].
Mit seinen sechs internationalen Investmentzentren[3], den Researchkapazitäten im finanziellen und nichtfinanziellen Bereich sowie dem langjährigen Bekenntnis zu verantwortungsvollem Investieren ist Amundi einer der wichtigsten Akteure im Asset Management.
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